Der Kaltlufttropfen blieb über der Innerschweiz hängen. Und der Regen auch. Dennoch machten sich die Gruppen aus den verschiedenen Dekanaten am letzten Samstag im September bei nasskaltem Wetter auf ihren Pilgerweg zu Fuss, per Schiff oder Car nach Ingenbohl.
«Anfangs war es nur ein Traum», erklärte Bischof Bonnemain: die Idee, zum Heiligen Jahr die Menschen des Bistums zusammenzubringen und Gelegenheit für Begegnung und Gespräch zu schaffen. Trennendes zu überwinden, das ist ihm ja ein Anliegen, seit er 2021 zum Bischof von Chur geweiht wurde. «Und heute ist dieser Traum Wirklichkeit geworden», meinte er lächelnd, als er in die vollbesetzte Klosterkirche von Ingenbohl blickte.
Ein vielfältiges Programm für alle
Begegnungstag bot ein breitgestreutes Programm für jeden Geschmack. Zauberer Tomini wusste die Leute mit seinen Tricks zu beeindrucken, Taizé-Lieder ermöglichten besinnliche Momente in der Krypta, der Chor «auris aurea» unter Leitung von Deborah Züger animierte zum Mitsingen. Verschiedene kirchennahe Institutionen präsentierten ihre Arbeit, während diverse Ateliers zum kreativen Gestalten einluden. Doch im Mittelpunkt stand an vielen Orten die Begegnung und das Gespräch. Selbst der Himmel hatte ein Einsehen und im Laufe des Nachmittags zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen.
Wollte Jesus aufräumen?
Beim Wortgottesdienst gab der Bischof den Mitfeiernden zum Schluss ein Rätsel auf. «Nimm deine Krücken und geh!», hiess es im Evangelium vom Gelähmten. Aber warum sollte der Geheilte seine Krücken mitnehmen, die er nun gar nicht mehr brauchte? Wollte Jesus aufräumen, Ordnung schaffen?
«Wir sollten alle eine Art Krücke zuhause haben», meinte der Bischof. Die Krücke ist das Zeichen, das Jesus uns heilen will. Die Krücke erinnert an unsere Würde. Jesus möchte das Beste in uns zum Vorschein bringen.
«Die Krücke will uns daran erinnern, dass wir unsere Fähigkeiten entwickeln und zum Wohle aller einsetzen», erklärte der Bischof. So erinnerte der zweite Begegnungstag im Bistum auch neu daran, was und wie Kirche sein kann. Der Schlusspunkt gehörte dann wiederum dem Zauberer Tomini. Denn um so viele unterschiedliche Menschen zusammenzubringen, braucht es oft doch ein wenig Zauberkraft.
Autor: Klaus Gasperi, Pfarreiblatt Uri Schwyz